Wie könnte es anders sein: auch uns beschäftigt in diesen Tagen natürlich die Coronakrise und ihre Auswirkungen auf uns und unsere Umgebung. Sicherlich ist momentan nicht der beste Zeitpunkt, um zu einem Digital Detox anzuregen. Doch sind die aktuellen Entwicklungen auch in dieser Hinsicht spannend. Denn wir erleben gerade die ganze Bandbreite der Digitalisierung und ihren Einfluss auf Körper, Geist und unsere Beziehungen - sowohl positiv als auch negativ. Dabei findet das ganze so komprimiert und in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit statt, dass man die digitale Evolution im Zeitraffer verfolgen kann.
Kein Zweifel, ohne digitale Technologien wären wir momentan ganz schön aufgeschmissen. Denn sie bringen ein Stück Normalität in einen turbulenten Alltag und helfen im extremsten Fall sogar dabei, Existenzen zu sichern. Kein Wunder also, dass unsere digitale Nutzung sprunghaft angestiegen ist, seit sich unser Leben nahezu komplett virtuell abspielt.
Umso wichtiger also, sich bewusst zu machen, wie unser jetziges digitales Verhalten auf den eigenen Körper, Geist und Beziehungen wirkt, um hier bei Bedarf gegenzusteuern.
Seit dem Ausbruch des Virus triggern digitale Medien, insbesondere Social Media, die ganze Bandbreite unserer Emotionen. Gerade zu Beginn der Krise verbreiteten sich Verunsicherung, Angst und Panik wie ein Lauffeuer. Allmählich entstehen jedoch immer mehr Initiativen, die unser Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Zuversicht stärken.
Digitale Ersatzangebote für Arbeit, Freizeit, Sport und Kultur lassen Normalität und Sinnhaftigkeit in der Selbstisolation zurückkehren. Und #wirbleibenzuhause bedeutet nicht nur Isolation, sondern eben auch Entschleunigung und weniger Angst, (draußen) etwas zu verpassen.
Durch unseren eingeschränkten Bewegungsradius sind wir weniger körperlich aktiv und verbringen mehr Zeit am Handy, Laptop, Tablet, mit Netflix und co. Gleichzeitig ermöglichen Onlinekurse und Livestreams, das Sportstudio in die heimischen vier Wände zu verlegen. Netter Nebeneffekt: wir können dabei neue Aktivitäten entdecken, für die wir bisher vielleicht keine Zeit hatten.
Und auch Social Media wird wieder sozialer. Bestimmten vor ein paar Wochen noch Fake News und die schöne Instagram-Scheinwelt unser Zusammenleben, so kommunizieren wir wieder direkter miteinander. Und entwickeln dabei noch ziemlich viel Kreativität. Ob Videochats statt Besuche bei Eltern und Großeltern, virtuelle Afterwork-Feierabendbiere, Livestream Koch- und Sportkurse, bis hin zu ganzen Festivals und digitalen Führungen durch Museen. Durch die Fülle an Livestreams kommt keine Langeweile auf. Im Gegenteil. Es entsteht fast schon wieder ein Überangebot und artet in Freizeitstress aus. Nur eben digital.
Wie schaffst du es nun in dieser bewegten Zeit, die Kontrolle zu behalten?
Unser Vorschlag: probiere doch mal "Digital Distancing" statt "Social Distancing".
Es geht dabei nicht darum, digital komplett abzuschalten. Vielmehr soll es dich zu einem achtsameren Umgang mit digitalen Medien anregen. Nutze die Möglichkeiten und Angebote, die dir guttun und vermeide so gut es geht die Quellen, die dich stressen.
Hierbei sollen dir unsere Tipps helfen:
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Teile deinen Alltag in feste Kategorien und Termine:
Da unser Alltag fast komplett zuhause stattfindet, verschwimmen die Grenzen zwischen beruflich und privat und irgendwie geht auch sonst alles ineinander über. Versuche, deinen Tag in feste Kategorien wie Arbeit, Familie, Sport, Freizeit zu unterteilen und lege genau fest, welche Medien und wie lange du diese jeweils dabei nutzt. Vergiss nicht, digitale Auszeiten einzuplanen! Genauso wie Entspannung und Zeiten für (virtuelle) soziale Kontakte. Und auch Abende oder Sonntage auf der Couch sind völlig in Ordnung.
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Lege Bereiche für Arbeiten, Faulenzen, Sport etc. fest:
Insbesondere, wenn du zurzeit im Homeoffice arbeitest, vermischen sich berufliche und private Nutzung auch räumlich. Richte dir deshalb Bereiche mit einer oder mehreren klaren Funktionen ein. In diesen legst du ebenso feste Regeln für deine digitale Nutzung fest. In deinem Homeoffice, egal ob im Arbeitszimmer oder am Küchentisch, sind z.B. alle technischen Geräte erlaubt. Küre das Schlafzimmer z.B. zur Leseecke oder den Flur zum Sportstudio, zu dem dein Smartphone nur begrenzt Zugang hat.
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Setze dir (technische) Hürden:
Überprüfe, welche Apps, Benachrichtigungen, Newsletter oder Termine sinnvoll für dich sind und welche dich eher stressen. Stelle diese stumm oder lösche sie ganz. Vielleicht hilft es dir auch, manche Benachrichtigungen zeitlich zu begrenzen, z.B. wenn diese wichtig für dein Arbeiten sind. Wenn du die Möglichkeit hast, Geräte nach privater und beruflicher Nutzung zu trennen, dann tu dies und sei dabei konsequent. Facebook und Instagram in der Mittagspause checken? Nur auf dem privaten Handy. Berufliche Emails checken? Nicht mehr nach Feierabend.
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Reduziere negative Emotionen - lies Nachrichten, wann du es willst:
Der unaufhörliche Nachrichtenstrom zu den aktuellen Entwicklungen der Covid-19-Krise kann uns auf Dauer stressen. Informationen und Nachrichten sind rund um die Uhr und überall verfügbar. Nutze dies also für dich, indem du Nachrichten genau dann konsumierst, wann und wie es dir guttut. Das ist meistens nicht direkt nach dem Aufstehen oder vor'm ins Bett gehen. Zudem baust du damit gleichzeitig eine gewisse Distanz auf. Denn zusammengefasst wirken die Ereignisse weitaus weniger bedrohlich als Aktualisierungen im Minutentakt.
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Von FOMO zu JOMO - lass Entschleunigung und Langeweile zu:
Momentan verpassen wir nicht viel. Fast jeder Tag fühlt sich wie ein Sonntag an. Vielleicht kommt es dir auch so vor, als würde die Zeit langsamer als sonst vergehen? Das ist gut so. Entschleunigung und Langeweile tragen dazu bei, sich zu erholen und lösen neue Gedankenprozesse und Ideen aus. Vielleicht bist du auf einmal kreativer oder produktiver als sonst? Deshalb gönn dir ohne schlechtes Gewissen faul zu sein, und schalte ab und zu auch das Handy bewusst aus.
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Sorge für Abwechslung (mit Abstand):
Frische Luft stimuliert unseren Körper und Geist. Ein Spaziergang durch die Natur (natürlich mit dem vorgegebenen Abstand) sorgt nicht nur für ein wenig Abwechslung und Bewegung, sondern schult auch deine Achtsamkeit. Nimm bewusst wahr, wie der Frühling die Natur verändert. Aber auch, wie sich durch den Virus deine Umgebung verändert hat: alles wirkt ruhiger, unaufgeregter und reiner. Ganz wichtig: das Smartphone bleibt dabei natürlich zuhause.
Auch beim "Digital Distancing" gibt es kein richtig oder falsch. Vielleicht legst du in dieser Zeit auch den Grundstein für deinen zukünftigen Umgang mit digitalen Medien nach der Krise.
In allem, was du tust…sei achtsam, pass auf dich auf und vor allem bleib gesund!
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